Bianca Kellner-Zotz

© Sabine Pohla, Fine Art Photos

Bianca Kellner-Zotz: Happy Family
Warum die Sucht nach Aufmerksamkeit Familien unter Druck setzt und wie wir uns davon befreien können
Erscheinungstermin: 14. März 2022 im Goldmann Verlag

"In der Regel handelt es sich um Selfies sämtlicher Familienmitglieder, alle braun gebrannt und super gelaunt. Die Fotos erzählen meine Geschichte von Liebe, Glück und Wohlstand und führen bei den Daheimgebliebenen oder Nicht-per-Flugzeug-Reisenden unweigerlich zu Minderwertigkeitskomplexen. Das mag nicht beabsichtigt sein, aber Fakt ist: Der WhatsApp-Status ist ein Instrument interfamiliären Wettbewerbs." Bianca Kellner-Zotz

Am 14. März 2022 veröffentlicht Bianca Kellner-Zotz ihr Buch Happy Family im Goldmann Verlag: Warum die Sucht nach Aufmerksamkeit Familien unter Druck setzt und wie wir uns davon befreien können. Selbst Mutter von zwei Kindern schreibt die Kommunikationswissenschaftlerin darüber, wie sich Familien und deren Entwicklungsvorstufen in Form von Singles, Pärchen, Hochzeitspaaren und "Wir sind schwanger"-Paaren auf immer groteskere Weise medial inszenieren und damit andere aber vor allem sich selbst extrem in Stress versetzen.

Paare feiern Motto-Hochzeiten, Schwangere fordern WLAN im Kreißsaal, Eltern verschicken Save-the-date-Karten zum ersten Schultag ihrer Kinder und schon Zweijährige bekommen zum Geburtstag aufwändige Einhorn-Kuchen samt Themen-Party. Das Spektakel ist zum Normalfall geworden. Wir inszenieren unser Familienleben auf Facebook, Instagram und WhatsApp und tun so, als sei dieser anstrengende Alltag leicht wie eine Seifenblase. Oft sind Mütter das Zentrum dieses meist gut gemeinten, sozialen Überbietungswettbewerbes – bis die Blase platzt. Denn dieses "Aufmerksamkeitsregime" setzt Familien unter Druck und lenkt vom Wesentlichen ab: dem entspannten und ziellosen Zusammen-Sein, das die Familie zum letzten Rückzugsort in dieser hektischen Welt macht. Dr. Bianca Kellner-Zotz zeigt, wie wir dem Stress entkommen und uns das Familienleben zurückerobern.

"Vor nichts haben Entscheider in Politik und Wirtschaft – zumindest in den Industrienationen – mehr Angst, als vor Frauen. Was, wenn wir keine Kinder mehr bekämen? Die Sozialkassen würden kollabieren. Was, wenn wir nicht mehr erziehen, pflegen oder lehren würden? Kindergärten, Altenheime und Schulen müssten zusperren. Was, wenn wir unsere wirkliche Macht gemeinschaftlich auf die Straße tragen würden, wenn wir für gerechte Löhne und mehr Wertschätzung streiken würden? Wir würden gewinnen. Die Tragödie der modernen Mutter ist, dass sie diese Macht nicht fühlt. (...) Ergo glauben wir, dass wir nur emanzipiert sein können, wenn wir möglichst viel arbeiten und unsere Kinder früh in staatliche Obhut geben. Frauen und Männer der gut ausgebildeten Mittelschicht wünschen sich eine gleichberechtigte Beziehung. Wenn das erste gemeinsame Kind geboren wird, übernimmt aber auch heute noch die Frau einen Großteil der Fürsorgeaufgaben – obwohl von ihr erwartet wird, schnell wieder an den Arbeitsplatz zurückzukehren und Karriere zu machen. War eine Mutter vor 40 Jahren oft noch Hausfrau, ist sie heute teilzeit- und morgen vermutlich vollzeitberufstätig. Mehr Wertschätzung bekommt sie dafür allerdings nicht, das zeigt der Mütterdiskurs deutlich." Bianca Kellner-Zotz

Bianca Kellner-Zotz sprach mit über 40 Experten darunter Familienanwält:innen, Paartherapeut:innen, Frauenärzt:innen, Hebammen, Erzieher:innen, Lehrer:innen, Familienforscher:innen, Sozialpädagog:innen, Hochzeitsplaner:innen und Architekt:innen. Auf knapp 370 Seiten verweist sie auf spannende Studien und Entwicklungen und gibt Tipps, um dem medialen Wahnsinn, der bei vielen Familien längst zum Alltag gehört, ein Ende zu bereiten – ohne dass Kinder (und auch Eltern) dadurch zu digitalen "Analphabeten" werden müssen.

"Lehrer sind oft skeptisch, Politik und Wirtschaft halten aber nichts von einer handyfreien Schule, schließlich entscheide sich an der digitalen Bildung die Zukunftsfähigkeit des Standortes Deutschland. Ob das Smartphone tatsächlich hilfreich sein kann, Schülern mehr beizubringen, bleibt fraglich. Zumal viele Jungen und Mädchen ihr Gerät weniger zur gezielten Recherche als zum Verschicken von Textnachrichten sowie zur Nutzung von Spotify, TikTok, Instagram und YouTube zur Hand nehmen." Bianca Kellner-Zotz

Aus dem Inhalt

  • Wir sitzen fest – in der Stressfalle

  • Familie braucht keine Zuschauer? Von wegen!

  • Warum Mütter nach Aufmerksamkeit gieren

  • Verliebt, verlobt, verheiratet: Echte Liebe muss man sehen

  • Kleine Stars in der Manege: Erziehung braucht eine Bühne

  • Home Sweet Home: Wohnst du noch oder präsentierst du schon?

  • Wider das Aufmerksamkeitsregime: Es geht auch anders

  • ...

Inklusive einer 30 Punkte-Checkliste: Hat mich der Medialisierungs-Wahn im Griff? und vielen (weiter-)Lese-Empfehlungen.

"Medienformate, Darstellungsformen, Berichterstattungsmuster, die einer spezifischen Medienlogik folgen – immer reißerischere Überschriften, immer schnellere Aktualisierung von Online-Artikeln, immer intimere Einblicke in das Leben von Prominenten, immer schnellere Schnitte in YouTube-Videos –, konstruieren eine Wirklichkeit, die wir in unsere Einschätzungen, Bewertungen und Verhaltensoptionen einfließen lassen. Mit weitreichenden Folgen. Wenn wir plötzlich glauben, dass ein gelungenes Familienleben nur möglich ist, wenn eine originelle Freizeitbeschäftigung die nächste jagt, dann bleibt kaum Zeit, um die Familie als Rückzugsort zu erhalten." Bianca Kellner-Zotz

Bianca-Kellner-Zotz ist Kommunikationswissenschaftlerin, Autorin, Journalistin, Hochschuldozentin und Mutter von zwei Kindern. In ihrer Dissertation hat sie sich wissenschaftlich mit dem Thema "Das Aufmerksamkeitsregime – wenn Liebe Zuschauer braucht" auseinandergesetzt, das sie nun einem breiten Publikum, allen voran Eltern, zugänglich machen möchte. Bianca Kellner-Zotz wohnt im Raum München.

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Fabian Wollschläger