Liebe Antonia, kannst Du Dich kurz vorstellen?

Ich bin ein Schwarzwaldmädchen, wohnhaft in der Schweiz. Ich habe einen Master in Nachhaltigkeit und arbeitete für verschiedene NGOs in der Schweiz. Ich fliege nicht, radle gerne und liebe es, nachhaltige Alternativen für Dinge zu finden. Ich gebe Männeryoga und liebe einen Afghanen.

Ganz konkret gefragt: Warum Indonesien und warum mit dem Tandem?

Daniel, mein Ex-Freund, wollte unbedingt einmal den Ort besuchen, an dem ich im Rahmen meines Bachelor-Studiums ein Jahr gelebt habe: Yogyakarta, Indonesien. Da ich aber seit meinem Engagement für eine NGO nicht mehr fliege, mussten wir uns was anderes ausdenken. Daniel war früher Amateur im Straßenrennradfahren und ich eher mittelmäßig sportlich. Deswegen habe ich auf ein Tandem bestanden. Ich hatte keine Lust, ihm dauernd hinterherzuschnaufen, auch wenn er mir das nicht übel genommen hätte – mich hätte es zur Weißglut getrieben – deswegen ein Tandem.

Wie lautet die Botschaft Deines Buches in einem Satz?

Die Welt ist ein guter Ort. Mit Menschen, die alle dasselbe wollen: Frieden und Glück für ihre Familien. Und: Gastfreundschaft ist ein hohes Gut in vielen Kulturen, die wir „Westler“ eher verurteilen.

Wie waren die Menschen, die Du auf der langen Reise durch 22 Länder kennengelernt hast?

Die allermeisten waren sehr herzlich. Sie unterscheiden sich nur in ihrer Hautfarbe, der Kultur, der Art, wie sie Dinge benennen, ihrer Sprache.

Welches Ereignis der Reise hat Dich am meisten berührt?

Da kann ich mich nicht entscheiden. Aber vielleicht Ainura, eine 4-Jährige in Tadschikistan, die uns morgens inmitten des Pamir warmes Wasser brachte, damit wir unsere Gesichter waschen können. Was für eine herzliche Geste. Ich bekomme jetzt Gänsehaut.

Gab es auch Tiefpunkte?

Klar. Viele. Zum Beispiel als uns ein Lastwagen auf der D-100 in der Türkei fast umgebracht hätte, weil er mit 100 Sachen an uns vorbei gerauscht ist und der Sog uns nahezu vom Tandem gerissen hat.

Was hat sich für Daniels und Deine Beziehung durch Eure Reise verändert?

Wir wurden ein noch besseres Team. Aber eben vielleicht nur noch ein Team.

Mal ganz praktisch gefragt: Wie teuer war Eure Reise ingesamt? Und wie teuer Euer Rad?

Die Reise hat uns inklusive Rückfahrt mit dem Containerschiff und Visa (welches die beiden höchsten Posten waren) 10.000 Euro pro Person gekostet. Das Rad hat 5.000 Euro gekostet. Taschen und verschiedene Anpassungen evtl. nochmals 1000 Euro.

Wie seid ihr jeweils an Eure Unterkünfte in privaten Familien gekommen?

Man hat uns von der Straße weg eingeladen, manchmal gab es ein Tourismusbüro, das Homestays vermittelt hat.

Welches Utensil hat sich als das wichtigste auf Eurer Reise herausgestellt – abgesehen vom Tandem?

Naja, da ich keinen Fön mitnehmen konnte, war das wohl mein Buff.

Ganze 15.000 km auf dem Drahtesel bei Wind und Wetter, wie hat Dein Körper das ausgehalten?

Manchmal gar nicht. Knieschmerzen, wunder Popo, nervliche Hochleistung. Aber unsere Körper sind Wunderdinger und regenerieren sich von ganz allein, manchmal mit ein bisschen Hilfe. Was für ein Geschenk!

Und last but not least: Wann geht es für Dich wieder los? Planst Du eine ähnliche Reise in der nahen Zukunft?

Nein. Ich würde wahrscheinlich immer vergleichen. Und das möchte ich nicht. Diese Erfahrung darf einzigartig für mich bleiben. Es gibt noch so viele andere Lebensreisen, die es zu entdecken gilt.

Danke für das Gespräch, liebe Antonia