Wer ist Fabian Wollschläger?

 

Tatsächlich empfinde ich immer diese erste und vermeintlich einfachste Frage in einem Interview als die Schwierigste. Ich könnte versuchen, jetzt eine möglichst “spirituelle” Antwort voller Weisheit zu finden, doch auch die alleinige Identifikation mit der Rolle des “spirituellen Autors" abzulegen, war ein schwieriger und umso wichtigerer Prozess für mein Leben. Deswegen ist die einfache und nicht weniger wahre Antwort: Ein Kind, das gerne Sport macht, Videospiele spielt, Kinderfilme schaut und tagtäglich versucht, sich und das Leben nicht allzu ernst zu nehmen. Im Körper eines 28-Jährigen, der das Schreiben liebt, sich sehr viel reflektiert und versucht, seine Erkenntnisse mit anderen zu teilen.

Um was geht es in Deinem Buch?

 

Ich könnte es kaum besser beschreiben, als es der Titel schafft: „Die Rückkehr zu dir“. Die wichtigen Fragen dahinter sind jedoch: Wer bist du? Warum solltest du zu dir zurückkehren müssen? Und wie schaffst du diese Rückkehr? Vereinfacht versucht das Buch, deinem Kopf mit der Hilfe deines Herzens spüren zu lassen, wer du jenseits dieses Kopfes und all seiner Gedanken, Gefühle und Glaubenssätze bist. Dies ist die heilvollste aller Erkenntnisse, die diese unbeschreibliche Schwere, die wir alle ab und an spüren, mit Leichtigkeit lösen kann. Und das ist der Weg und das Ziel des Buches und auch des Lebens: Zu erkennen, wer du in deinem wahren Wesen bist und in der unbeschreiblichen Leichtigkeit, die diese Erkenntnis mit sich bringt, das Leben in Liebe zu leben. 

Was unterscheidet Dein Buch von anderen spirituellen Ratgebern?

 

Das ist als Autor selbst schwierig zu bewerten. Die typischen Antworten wären wahrscheinlich der bildhafte Sprachstil oder die Vereinigung verschiedenster Lehren und Weisheiten, auch mit unterschiedlichen dogmatischen Ursprüngen, ohne selbst dogmatisch zu sein. Jedoch existieren zahllose spirituelle Ratgeber und jeder einzelne besitzt seinen eigenen, individuellen und unvergleichlichen Wert. Alle spirituellen Autoren beschreiben eine Wahrheit, nur in unterschiedlichen Facetten. Und diese unterschiedlichen Facetten sind unabdingbar, um unterschiedliche Zugänge zu schaffen. Auch mein Buch schafft dir deswegen einen weiteren, neuen Zugang zu dir. Zwar zeigt ein Buch letztlich immer „nur“ das Innere seines Autors, doch in diesem Buch versuche ich, dass mein Inneres dir als Spiegel dient, um dir dich zu zeigen. 

Wer sollte Dein Buch lesen?

 

Wer immer wieder von einer auslaugenden Schwere in seinem Leben begleitet wird. Wer sich von sich selbst abgeschnitten fühlt. Wer etwas sucht, doch nicht weiß, was und von der Angst verfolgt wird, es niemals zu finden. Und vor allem wer immer durch das Lesen dieser Zeilen, einen Blick auf das Buchcover oder in die ersten Seiten oder auch aus irgendeinem anderen Grund den Impuls spürt, es lesen zu wollen. Sich von seiner Intuition leiten und vom Leben treiben zu lassen, kann uns den Weg unseres Herzens offenbaren, der nicht selten wahre Wunder für uns bereithält. 

Du hast in einem Jahr zehn Bücher geschrieben. Wie hast Du das gemacht?

 

Leidenschaftliche Liebe. Ironischerweise kann ich meine Liebe zum Schreiben nicht einmal ansatzweise in Worte fassen. Wer bei seinem Schaffen von einer solchen Liebe getragen wird, kann erreichen, was unerreichbar scheint. Das gilt für ausnahmslos jeden Menschen, der bereit ist, den Weg nach Innen zu gehen. An nichts glaube ich mehr. 

Bis Du das Bücherschreiben für Dich entdeckt hast, hast Du ein wildes Party-Leben geführt. Wodurch kam der Wandel und was hat der Fabian von heute mit dem Fabian von früher gemeinsam?

 

Von außen betrachtet sind es zwei unterschiedliche Menschen und Leben. In Wahrheit hat sich jedoch nur etwas Inneres freigesetzt, was niemals nicht da, sondern nur verborgen und vergessen war. Und infolgedessen hat sich danach alles im Außen verändert. Den Wandel verdanke ich wie wir alle dem unkontrollierbaren Abenteuer namens Leben und insbesondere der Frau, die es mir geschenkt hat. Trotz vielen Verlusten wurde ich in meinem Leben reich beschenkt. Doch dieser Reichtum ist keine äußere Errungenschaft, sondern eine innere Erkenntnis. Obwohl ich noch derselbe Mensch bin, ist diese Erkenntnis wohl der größte Unterschied zwischen dem Fabian von damals und dem von heute. 

Woher kommt, was in Deinen Büchern steht? Hast Du selbst viel gelesen? Gibt es Lehren, die Dich auf den für Dich rechten Weg geführt haben?

 

Ich bin in vielerlei Hinsicht kein klassischer Autor. Ich kann zum Beispiel alle Bücher, die ich in meinem Leben wirklich gelesen habe, an einer oder zwei Händen abzählen und habe auch seit Langem keine Bücher mehr gelesen. Nichtsdestotrotz betrachte ich keines von meinen Worten als „mein Wissen“. Zum Einen werde ich natürlich bei jedem Schritt, den ich mache und von allem, was ich wahrnehme, unterbewusst inspiriert. Zum Anderen habe ich nie versucht, das Rad neu zu erfinden. Meine Bücher beschreiben ein Thema, das unveränderbar ist und das du nicht studieren oder dir aneignen kannst. Für mich sind sie auch weniger Ratgeber oder Sachbücher. Es sind Erinnerungen an etwas, was du schon weißt. Dir wird nichts von außen zugeführt. Du wirst zu etwas Innerem geführt. 

Dein Buch heißt „Rückkehr zu Dir“ – das impliziert, dass der Leser schon mal bei sich war – wann war das? Und durch was im Leben, hat er sich von sich entfernt?

 

Ich bin überzeugt, dass wir zu unserer Geburt, noch bevor mit der klassischen Erziehung und dem sog. Erwachsen werden die konventionellen Konditionierungen beginnen, am nächsten an unserem wahren Wesen sind. Was wir danach lernen, ist nicht, wer wir sind, sondern wer wir sein sollen. Und so enden wir letztlich meist als Erwachsene, die zwar ein Bild von sich haben, doch ebenso vergessen haben, dass es nur ein Bild ist, geschweige denn, was sich hinter diesem Bild verbirgt.

Hast Du einen Rat, wie man es schaffen könnte, sich erst gar nicht von sich zu entfernen? Sollte dieser Rat an die Eltern und die Gesellschaft gehen?

 

Nein, ich glaube vielmehr, dass die Entfernung von uns selbst ein unabdingbarer Teil des Weges zu uns selbst ist. Wir benötigen sowohl einen Spiegel als auch einen Abstand zu dem Spiegel, um uns selbst in ihm erkennen zu können. Allerdings versuche ich durch solche Aussagen und meine Bücher nicht, jemanden zu belehren. Um zu uns zu finden, benötigen wir Erkenntnisse. Wahre Erkenntnisse sind jedoch immer Selbsterkenntnisse. Zwar können wir versuchen, von außen Impulse zu schenken, doch jemanden zu belehren greift seine Identität, sein Bild von sich und der Welt an und führt deswegen letztlich meist zu dem Gegenteil von dem, was wir uns erhoffen. Ich möchte mit meinen Bücher nicht sagen, dass du nicht richtig bist oder etwas verändern musst. Im Gegenteil - Erkenne, dass du richtig bist und nichts verändern musst und dich erwarten die größten Veränderungen in deinem Leben. 

Du sagst, Begriffe wie „ich“, „mein“ oder „du“ zeigen die Ursache des menschlichen Grundkonflikts auf. Was genau meinst Du damit?

 

Diese Begriffe beschreiben, dass du dich bzw. das Bild, mit dem du dich identifizierst und als „Ich“ betitelst, als von deiner Umwelt getrenntes Subjekt wahrnimmst. Stell dir vor, stattdessen verschwimmt diese Abgrenzung zwischen dir und mir und du könntest uns beide als Eins verstehen und mich so lieben wie dich selbst. Und nun stell dir vor, diese Liebe würde nicht nur uns, sondern alle verbinden. Denkst du nicht, dass wir so jeden Grundkonflikt der Menschheit lösen könnten? 

In Deinem Buch steht „wir sind weder unser Körper noch unser Geist“, denn unser wahres Wesen wäre ein „randloser Raum“. Kannst Du das genauer erklären?

 

Um das zu beschreiben, habe ich über 200 Seiten benötigt und selbst diese deuten letztlich nur auf eine Erklärung von etwas hin, was mit Worten nur bedingt beschrieben und vielmehr nur angedeutet werden kann. Mit dem randlosen Raum meine ich das bewusste Sein, in der einfachsten Erklärung das „Wissen“ (im weitesten Sinne), dass du bist. Dieses Wissen entsteht entgegen der Vorstellung zum rein materialistischen Weltbild nicht aus dem Körper und dem Geist, bspw. durch das Gehirn und seine Neuronen, sondern es ist ihre Basis. Doch dieser Zusammenhang kann nur schwer „erdacht“ werden, weil der Verstand in diesem Denkprozess über sich selbst hinausgehen muss. In meinem Buch versuche ich unter anderem, dem Verstand trotzdem diesen Prozess zu zeigen und ihm zu helfen, diesen einen Schritt über sich selbst hinauszugehen, um zu erkennen, welch unermesslicher Schatz hinter seinen Grenzen verborgen liegt. 

Du bemängelst, dass die begriffliche Bezeichnung von Dingen - wie zB „Stuhl“ für eine Sitzmöglichkeit - bestimmte Assoziationen hervorruft, die andere Wahrheiten ausschließt. Besonders beim Begriff „Liebe“ gehen so viele Bedeutungsformen verloren. Kannst Du dafür Beispiele nennen und welche nicht reduzierende Lösung für Sprache schlägst Du vor?

 

Sprache reduziert immer. Zu reduzieren bzw. zu präzisieren, um konkreter gemeinsam zu kommunizieren und sich auszutauschen, ist ihr Inbegriff. Die einzige Lösung, dieses „Problem“ zu lösen, ist es nicht zu einem Problem zu machen, in dem wir uns, während wir Sprache und auch andere limitierende Denkmuster und Konzepte in unseren Gedanken verwenden, gewahr sind, dass hinter diesen Worten, Gedanken und Konzepten noch viel mehr steckt, als das Bild, was wir in unserem Kopf von ihnen zeichnen.

Du schreibst: „Nicht unsere Probleme benötigen eine Lösung, sondern wir benötigen eine Loslösung von unseren Problemen, denn dann lösen sie sich von selbst.“ Wie funktioniert das praktisch?

 

Ich lehre nicht viele „praktische Methoden“, auch wenn diese verständlicherweise immer gewünscht werden. Ich selbst habe bspw. lange und gerne meditiert und empfehle es auch noch heute als wunderbare Möglichkeit zur Desidentifikation von seinen Gedanken. Nichtsdestotrotz behaupte ich auch, dass ein Mensch, der niemals meditiert oder auch nur ein spirituelles Buch gelesen hat, wahrem Glück und sich selbst näher sein kann als Viele von uns. Erkenntnis ist etwas, was gewissermaßen „von alleine“ geschieht und was wir nur bedingt „provozieren“ können. In meinem Buch habe ich natürlich trotzdem versucht, etwas „Praxis“ zu bieten und ich glaube, das die wichtigste und letztlich vielleicht auch einzige spirituelle Übung, die ist, was wir„ Annahme“ nennen. Wenn du dir bewusster über dich selbst wirst, erkennst du immer mehr, dass alle Widerstände in deinem Leben von dir ausgehen. Das Leben so anzunehmen, wie es ist (was nicht bedeutet, nicht proaktiv sein und Nein-Sagen zu dürfen), ist die heilvollste Entscheidung, die du in jedem Moment deines Lebens treffen kannst. 

Du schreibst auch, Frauen würden oftmals ihre männlichen Qualitäten nicht nutzen - und Männer nicht ihre weiblichen. Was genau meinst Du damit? Warum verhalten sich Frauen und Männer so und und wie ließe sich das ändern?

 

Wie auch die Entfremdung von uns selbst ist vielleicht auch das notwendig für die Betrachtung und Rückkehr zu uns selbst. Wir müssen Schmerzen erfahren, um Heilung zu erkennen. Wir müssen „Fehler“ machen, um Lösungen zu erkennen. Und wir müssen Konzepte erschaffen, um sie als solche zu erkennen und von der Wahrheit unterscheiden zu können. Ich glaube, wir dürfen diese Konzepte immer weiter als bloße „Konzepte“ desillusionieren. Das gilt für Mann und Frau, Schwarz und Weiß und all die anderen großen Konfliktherde in unserer Gesellschaft. Wir sind nicht so weit von dem vermeintlichen Gegenteil von uns entfernt. Wir alle tragen alle Facetten des Lebens in uns und sind nur nach außen hin nur ein Ausdruck von mindestens Zweien. Auch deswegen ist es wichtig, dass wir in uns gehen, um die Gleichheit zwischen uns und jedem, dem wir begegnen, zu erkennen und somit die Grenze zwischen uns aufzuheben. 

In Deinem Buch stellst Du außerdem fest, dass keine unserer Welt-Religionen die Wahrheit sein könnte. Wie begründest Du das?

 

In dem Buch heißt es, dass keine Welt-Religion die einzige Wahrheit sein könnte oder anders gesagt, dass alle Welt-Religionen Teil der einzige Wahrheit sind. Was ich eben bereits für spirituelle Ratgeber angedeutet habe, gilt meiner Meinung nach ebenso für Religionen. Sie alle zeigen in ihrer ursprünglichsten Form eine Facette der gleichen Wahrheit. Wer diese Facette jedoch als alleinige Wahrheit propagiert, schürt nicht nur Krieg und Zerstörung, sondern könnte auch kaum weiter von ihr entfernt sein. 

Du schreibst, man solle sich seines „bewussten Seins bewusst werden“ und gleichzeitig von der Angst abwenden, um angstfrei zu werden. Wo finde ich mein bewusstes Sein?

 

Du bist. Allgegenwärtig. Immer und überall. An jeder Zeit und an jedem Ort. Bewusstsein kann nicht erdacht geschweige denn erfragt werden. Es ist. Auch und insbesondere ohne materielle Hilfsmittel oder mentale Konzepte. Und deswegen müssen wir uns „nur“ dieses Seins bewusst werden. 

Wie gehst Du selbst mit dunklen Phasen um?

 

Ich nehme sie an. Entgegen vieler Vorstellungen geht es in der Spiritualität und auch in meinem Buch nicht darum, immer glücklich zu sein oder einen solchen Zustand zu erreichen. Zwanghaft zu versuchen, glücklich zu sein, ist der beste Weg, uns selbst von wahrem Glück fernzuhalten. Es existiert nicht nur „Licht“. „Schatten“ oder Dunkelheit sind genauso natürlich. Höhen und Tiefen werden sich in dem Abenteuer unseres Lebens immer abwechseln. Entscheidend ist jedoch nicht ein Ereignis, sondern unsere Betrachtung und der Umgang damit. Ich habe sehr regelmäßig sehr dunkle Phasen. Doch sie haben nicht mehr die Schwere, die sie damals besaßen, weil ich langsam lerne, sie anzunehmen. 

Wie kann man es schaffen, wieder Erfüllung im Weg zu finden anstatt ständig nach einem Ziel zu streben?

 

Zunächst gilt es sich selbst zu erlauben, auch trotzdem noch nach Zielen streben zu dürfen. Verbote und Druck führen immer zu Gegendruck und oftmals dem Gegenteil von dem, was wir zu verdrängen versuchen. Nichtsdestotrotz ist das Leben tatsächlich wesentlich leichter, wenn man den Weg genießt, statt die Augen starr nur auf ein Ziel zu richten. Um diese Fülle zu finden, dürfen wir präsent sein. Uns schrittweise von unseren Gedanken desidentifizieren, sodass wir lernen, nicht immer jedem Gedanken auf seiner Reise in die Zukunft zu folgen, wo oft Angst und Sorgen warten, sondern im Hier und Jetzt und damit bei uns zu bleiben, wo immer eine unerschöpfliche Quelle von Frieden, Vertrauen und Liebe ruht.

Und wie geht es nun für dich weiter? Hast du tatsächlich keine Ziele und erfreust dich alleine am Weg?

 

Ich habe noch zwei große Ziele in diesem Leben. Das wichtigste ist, ein liebender Ehemann und Vater zu sein. Zwar bin ich noch kein Vater, doch ich liebe nichts mehr als Kinder. Ich wünsche mir eine Familie mit so vielen Kindern, wie es meine Energie und Nerven nur irgendwie aushalten. Und zum anderen habe ich gerade begonnen, eine Kinderbuchreihe zu konzipieren. Mit Hilfe einer fantastischen Welt, spannenden Abenteuern und einer Menge versteckter Weisheit möchte ich Kindern helfen, zu reifen und ungeheuer groß zu wachsen, doch dabei niemals erwachsen werden zu müssen und sich das kostbarste der Welt zu behalten - Kind sein.

Danke für Deine Zeit, Fabian Wollschläger :)